Von 21. bis 29. September 2024 fanden erneut die Bayerischen Energietage statt, die das Engagement der großen und kleinen Akteure der Energiewende vor Ort sichtbar machten. Unter dem Motto „Energiewende. Hier. Jetzt.“ fanden in diesem Jahr insgesamt 149 Veranstaltungen statt.
Die Bayerischen Energietage werden vom Team Energiewende Bayern organisiert, das 2020 vom
Bayerischen Wirtschaftsministerium gegründet wurde. Das Team Energiewende Bayern steht für eine
objektive und vertrauenswürdige Orientierungshilfe in der Energiewende.
Besucherinnen und Besuchern konnten sich bayernweit zu
Energiethemen informieren und an unterschiedlichen Aktionen und Veranstaltungen teilnehmen und so die Energiewende vor Ort erleben.
Der neugegründete Verband LEE Bayern lud im Rahmen der Veranstaltungen zu einer Pressefahrt ein. Im Auftrag der Mediengruppe Bayern nahm ich als Journalistin für das Ressort Heimatwirtschaft teil. „Neben den unterschiedlichen Erzeugungsformen wollten wir mit der Fahrt auch die verschiedenen Sektoren der Energiewende aufzeigen.: Strom, Wärme, Verkehr sowie Energie und Rohstoffe für die Industrie. Wir müssen alle Bereiche mitdenken und abdecken und die Energieversorgung der zukunft als flexibles Gefügte aus vielen einzelnen Akteuren begreifen,“ so die Geschäftsstellenleiterein des LEE Bayern, Dr. Ariane Lubberger.
In Bayern gibt es derzeit etwa 850.0000 erneuerbare Energien-Anlagen, die fast 60% des bayerischen Stroms produzieren. Der LEE Bayern hat auf einer Fahrt durch den Münchner Osten vier davon besucht und so die Energieerzeugung vor Ort hautnah erlebbar gemacht.
Die vier Stationen führten zu Betreibern von Erneuerbaren Energie-Anlagen aus den Bereichen Wind, Biogas, Photovoltaik und Wasserkraft.
Die engagierten Betreiber gaben an den einzelnen Stationen fackundig und praxisnah Auskunft über die eigenen Anlagen. Die Windenergieanlage Hirtenholz, einem Waldgebiet zwischen Moosach und Bruck, befindet sich aktuell noch im Bau und soll im Herbst in Betrieb gehen. Die knapp 230 Meter hohe Anlage kann dann rechnerisch gut 3.000 Haushalte mit Strom versorgen. Sie ist nicht das erste Projekt der Energieagentur Ebersberg. Bereits 2016 wurde das 1. Windkraftprojekt des Landkreisese Landkreises erfolgreich umgesetzt. Hans Zäuner hat bereits 200 Besichtigungen durchgeführt, um die Akzeptanz in der Bevölkerung für Windkraft s teigern. Seine Erfahrung zeigt: Wo bereits ein Windrad steht ist der Weg für weitere Anlagen frei. Ein weiterer Grund für die hohe Akzeptanz seiner Projekte: Die Anlagen sind komplett in Bürgerhand: Planung, Finanzierung und Betrieb also direkt vor Ort.
Bayern hat erhebliches Potenzial zur Nutzung der Windenergie: Bis 2040 könnten nach Schätzung des BWE Bayern circa 3.000 moderne Windenergieanlagen mit einer gesamten installierten Leistung von 15-18 Gigawatt rund ein Drittel des in Bayern benötigten Stroms erzeugen- Das erfordert einen Zubau von wöchentlich drei modernen Windenenergieanlagen.
Auch die Biogasanlage in Eitting liefert Strom, allerdings auch Wärme für den Anbau von ca. 5 Mio. Gurken im Jahr. In einem modernen Gewächshaus gedeihen die Gurken dank der Wärme aus der benachbatrten Biogasanlage ganzjährig. Durch diesen Kreislauf spart die Anlage täglich ca. 9.500 kg CO2 ein.
In Bayern gibt es derzeit 2.737 Biogasanlagen sowie 24 Biomethanerzeugungsanlagen zur Erzeugung von Rohgas.
Aktuell ist die Stimmung unter den Betreibern geprägt von der Diskussion um die politischen Rahmenbedingungen im aktuell noch gültigen EEG2023, Das nach Verbandsaussage: Viel zu kleine Ausschreibungsvolumen führt unter den Betreibern zu Existenzängsten. „Wegen fehlender Alternativen zum Weiterbetrieb der Anlagen, werden ruinöse Dumpingpreise bei der Ausschreibung abgegeben, so dass es zu einer regelrechten Kannibalisierung unter den Betreibern kommen wird. Es steht zu befürchten, dass dann sogar in der Ausschreibung bezugschlagte Unternehmen mit einer knappen Finanzausstattung in existentielle Liqiditätsschwierigkeiten kommt und den Betrieb einstellen werden,“ beschreibt der Fachverband Biogas e.V. die aktuelle Situation in Bayern.
Konrad Zollner, Betreiber der Biogasanlage in Eitting fordert ebenfalls rasche Maßnahmen: Zuallererst eine deutliche Erhöhung des Ausschreibungsvolumens. Der Fachverband Biogas e.V. vertreten durch hat diese Forderungen bereits an die Bundespolitik herangetragen und erwarten Nachbesserungen in diesem Bereich.
Die nächste Station führte zum Staatsgut Grub wo die Versorgung der Tiere durch den Pflanzenbau des Betriebs gewährleistet wird. Grub ist aber auch ein Standort, der sich der Gewinnung von regenerativen Energien verschrieben hat. Neben einer Biogasanlage erzeugt dort eine AGRI-PV -Anlage den gesamten Strom für den Betrieb von BaySG wie auch für die Institute der Lfl. Die PV-Der Standort Grub ist ein Versuchs-und Demonstrationsbetrieb. In Betrieb sind derzeit drei verschiedene PV-Typen. Eine der Sonne nachgeführte, eine hochaufgeständerte sowie eine vertikale Anlage. Vor Ort werden Untersuchungen zu Wechselwirkungen zwischen Agri-PV-Anlagen und landwirtschaftlichen Kulturen, zur Ökonomie und Ökologie durchgeführt. Die Agri-PV-Anlage ist ein Projekt des Bayerischen Klimaschutzprogramms. Die Module beanspruchen nur 15 Prozent der Fläche, 85 Prozent bleiben für die landwirtschaftliche Nutzung.
Insgesamt gibt es in Bayern 600.000 PV-Anlagen größer als 10kW.
Rund 23,6 Gigawatt installierte Leistung decken rund 20% des Bruttostromverbrauchs im öffentlichen Netz in Bayern.
Perspektivisch ist eine Verdopplung der installierten Leistung bis 2030 das Ziel.
Aktuell werden PV-Anlagen in hohem Tempo verbaut. Allerdings kann der Netzausbau mit dem Zubau nicht mithalten, weshalb es teils lange Wartezeiten bzw. teils sogar Ablehnung von (größeren) PV-Anlagen wegen mangelnder Netzkapazitäten gibt. Hier gibt es umfangreiche Forderungen und Lösungsansätze des Solarverband Bayern e.V. für den der LEE als Dachverband fungiert. Wenn alle Flächen (geeignete Hausdächer und Freiflächen an großen Verkehrswegen) für Photovoltaik genutzte werden würden, könnte Photovoltaik laut Energie-Atlas der Bayerischen Staatsregierung etwa 79 Prozent des bayerischen Stromedarfs decken (Stand 9.8.2023). Bei Freiflächenanlagen wird es wichtig sein, alle Aspekte der möglichen Biodiversitätserhöhung auszuloten, sowie Mehrfachnutzung wie durch Agri-PV zu forcieren.
Die letzte Station führte die Teilnehmer zur Kraemer`rschen Kunstmühle. Bereits seit 300 Jahren dreht sich das dortige Wasserrad am Auer Mühlbach. Damals noch für eine Papiermühle genutzt, liefert es heute Strom für die Anlieger sowie eine öffentlich zugängliche E-Ladesäule. Eine innovative Form findest sich dort auch: Der sogenannte energyfish ist ein schwimmendes Strömungskraftwerk von nur 3 Metern Länge und einer Maximalleistung von 6 Kilowatt.
Derzeit gibt es in Bayern 4.248 Wasserkraftanlagen mit 2,952 Gigawatt installierter Leistung Über die Hälfte des deutschen Wasserkraftstroms kommt aus Bayern.
Die bayerische Staatsregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Stromerzeugung aus Wasserkraft bis 2025 auf 23-25 Prozent zu erhöhen. Die Wasserkraft kann einen wesentlichen Beitrag zur Notversorgung und Netzstabilisierung leisten. Bei Blackouts bzw. Störfällen stabilisieren Wasserkraftwerke durch ihre Momentanreserve Die größten Potenziale liegen in der Änderung des Nutzungsumfangs, Erhöhung der Wirkungsgrade und optimierter Steuerung bei Nachrüstung und Modernisierung vorhandener Anlagen. Darüber hinaus gilt es weitere Standorte zu prüfen, denn noch vor rund 100 Jahren gab es noch knapp dreimal so viele Wasserkraftanlagen in Bayern wie heute.
Der Besuch und die Gespräche mit den engagierten Akteuren der Energiewende stimmen optimistisch hinsichtlich einer hundertprozentigen Versorgung mit Erneuerbaren Energien in Bayern, zeigen aber auch, dass es noch Herausforderungen bei der Energiewende zu bewältigen gibt. Diese fasst Dr. Stefan Rauh, Vorstandsmitglied des LEE Bayern so zusammen:“ Der Windausbau muss deutlich beschleunigt werden, die Einbindung der Solarenergie durch Sektorenkopplung optimiert werden und zuverlässige und flexible Wasser-du Bioenergiekraftwerke erhalten und erweitert werden. Als Grundlage für das erneuerbare Energiesystem darf auch der intelligente Netzausbau und insbesondere gemeinsame Netzverknüpfungspunkte nicht vergessen werden.